Trocken bleiben ist eine Aufgabe – reden hilft
Neue sind herzlich willkommen in der Elmshorner Sucht-Selbsthilfegruppe, die sich jeden Mittwoch in der Jürgenstraße trifft und austauscht.
Andreas Witte weiß, wovon er spricht, wenn er sagt: „Es hilft, über seine Sucht zu reden.“ Der 53-jährige Elmshorner ist seit 24 Jahren trocken und er hat als Leiter der Selbsthilfegruppe Sucht schon viele Alkoholkranke erfolgreich dabei unterstützt, das ebenfalls zu schaffen. Die Mittwochabende sind dafür in seinem Kalender freigehalten. Dann trifft sich seine Gruppe, die immer auch offen für Neue ist. „Man muss sich nicht anmelden, einfach nur hierherkommen!“ sagt der geschulte Suchtkrankenhelfer.
„Hier“ das ist im Hinterhof der Jürgenstraße 10. Der „Ahornhof“ ist Geschichte und steht nur noch im Namen. Im freundlichen Meetingraum kocht Andreas Witte immer erstmal einen Kaffee für die Gruppe und legt Kekse auf Teller. „Der Kaffee kostet nix. Wer kann und mag, legt 'nen Euro in die Kasse.“ Um 18 Uhr sind elf Gruppenmitglieder zusammengekommen, Frauen und Männer zwischen Anfang 30 und Mitte 70. Die Runde beginnt mit einem Blitzlicht, ein bisschen wie bei den Anonymen Alkoholikern, aber weniger formal. „Wir sind konfessionslos und folgen auch nicht den 12 Schritten der AA.“, erklärt Andreas Witte. Am Anfang geht es erstmal darum, wie es jedem geht und was er in der Woche erlebt hat.
Die beiden Neuen haben sich drei beziehungsweise vier andere Gruppen angesehen, bevor sie sich für die Gruppe in der Jürgenstraße entschieden haben. Das findet der Gruppenleiter genau richtig: „Die Chemie muss stimmen. Und ob sie stimmt, das erfährt man nur vor Ort: Wie reden die hier miteinander? Fühle ich mich aufgehoben?“ Auch Andreas Witte hat von einer Selbsthilfegruppe profitiert, eine Umschulung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann geschafft. Jetzt hat er eine Stelle bei Edeka. Eine Selbsthilfegruppe, sagt er, vermindere das Rückfallrisiko um 50 Prozent. Das ist eine Menge.
Was in einer Gruppe anders ist, als bei Freunden und Familie steht allen in der Runde sofort vor Augen: „Die Verwandten sagen: „Wieso hast du so ein Problem? Wenn ich nicht trinken will, dann trinke ich nicht mehr!“ Die Erfahrung haben viele gemacht. Das passt dann nicht. Die meisten im Kreis sind trockene Alkoholiker*innen, man kann aber auch mit anderen Suchterkrankungen kommen. Eins ist dem Leiter, der die Selbsthilfegruppe auch in Entgiftungsstationen in Krankenhäusern vorstellt, besonders wichtig: „Uns ist egal, wo die Familie herkommt. Wie gut jemand Deutsch spricht. Hier sind alle willkommen.“
Kontakt:
Freundeskreis Elmshorn-Gruppe Ahornhof
Andreas Witte
Tel. 0171/507 80 60,
Mail: a.witte@web.de;
Brigitte Rose,
Tel. 0175/20 30 159,
Mail: brigitterose1@t-online.de
Treffen: jeden Mittwoch 18.00-20.00 Uhr
Adresse: Jürgenstr. 10 (Hofeingang), 25335 Elmshorn