Erlebnispädagogik mit PS
In der DRK-Kita Seeth-Ekholt geht es rauf und runter und im Kreis herum – die Reitstunden mit Großpony Bernadette sind eins der Highlights auf dem erlebnispädagogischen Wochenplan.
„Ich habe mich in die Kita verliebt“, sagt Jenny Schöllermann, „Das kleine Haus mit dem schönen Grüngelände hat mich überzeugt.“ Deswegen hat sich die Erzieherin 2019 in Seeth-Ekholt auf eine Stelle in der Kita beworben – und sie bekommen. Schon ein Jahr später übernimmt sie die Leitung. Das Profil „Erlebnispädagogik“ passt, dazu kommt die „tiergestützte Pädagogik“. Hier ist also immer etwas los - ohne dass der Kopf zu kurz kommt. Es kann spannend sein, die Kinderrechte zu besprechen und die Frage „Wie soll deine Welt aussehen?“. Dass am Ende des Nachdenkens unter anderem ein Bällebad herauskommt, passt zum Kita-Schwerpunkt.
Einmal in der Woche wachsen die Kinder über sich hinaus – auf dem Rücken eines Pferdes im nahen Reitstall. Diese Woche gibt es eine Überraschung: Das Großpony Bernadette kommt zu Besuch in die Kita. Sofort bildet sich eine Schlange, in respektvoller Distanz. „Darf ich zuerst?“, fragt Maja. Sie darf, zieht den Reithelm auf und tritt an das Pferd heran. Reitpädagogin Gillian McConaghy macht die Räuberleiter und – 1,2,3 – ist Maja oben. Bernadette wartet geduldig, bis die Fünfjährige auf der Reitdecke zurechtgeruckelt hat. Ella schnappt sich den Führstrick und läuft voran.
Jenny Schöllermann beobachtet die Szene und berichtet von der Teamfortbildung am Pferd. Auch die Pädagoginnen durften bei der Gelegenheit das Tier einmal anfassen und dann erleben, wie es auf die eigene Körpersprache reagiert. Die Kitaleiterin erinnert sich an ihr Gefühl dabei. „Respekt“ bringt es die 33-jährige auf den Punkt, „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn das Pony auf einen zukommt. Man muss mit seiner Körpersprache ‚stopp‘ sagen.“ Die Kinder sind also ganz schön mutig - oder werden es in der Reitstunde. Und das ist nicht der einzige Effekt.
Jedes Kind, das ein Pferd streichelt, merkt die Wärme. Wer sich aufs Pferd legt, wie jetzt Ella, spürt sich dabei auch selbst. Die Kinder müssen beim Reiten ihre Bewegungen koordinieren, ihr Gleichgewicht halten. Das verändert die Körperhaltung, sie wird gerader. Außerdem gibt es Regeln, die jede und jeder einhalten muss „In einem Reitstall darf man nicht rumrennen oder rumbrüllen“, weiß Peyton, 5 Jahre alt, „Und das Pferd mag nicht, wenn man auf den Popo haut.“ Bernadette knabbert ein paar Grashalme, Pause muss sein.
Jetzt ist der vierjährige Nisse dran. Dafür muss Ella absteigen. Das sieht einfach aus, ist es aber nicht. „Die Ponyrutsche ist eine komplexe Sache“, erklärt Gillian Connaghy. Die Reitpädagogin beschreibt sie so: „Das Kind muss loslassen, ein Bein vorne über den Hals schwingen, und mutig runterrutschen. Da passiert viel mit dem Kind.“ Für die Kleinen, die noch nicht so weit sind, gibt es Steckenpferde, Hüpfponys aus Gummi und ein großes Holzpferd zum Aufsatteln und Aufsitzen. Im „Team Pferd“ können also alle mitspielen.
Jenny Schöllermann bringt die Pferdebegeisterung der Kinder locker mit den Rot-Kreuz-Grundsätzen unter einen Hut. Im Stall und in der Kita gilt es auf die anderen zu schauen, aufmerksam zu sein. „Ich erlebe, dass die Kinder schon ganz von selbst sagen: ‚Was brauchst du?‘ Bei kleinen Verletzungen schlechter Laune oder wenn ein Kind abseitssteht, heißt es ‚Was kann ich für dich tun?‘. Und bei Konflikten erarbeiten wir gemeinsam eine Lösung.“ Das war heute nicht nötig. Alle haben geduldig auf ihre Runde mit Bernadette gewartet – und sie genossen.