Matschsuppe und Mitbestimmung
In DRK-Kitas kann jedes Kind mitbestimmen. Olaf Kleiber und Sarah Hurck, beide leiten die Kita Hempbergstraße, erzählen, wie das funktioniert.
Kinder tollen durch den großen Garten, schaukeln, betrachten versunken, was da krabbelt. Es ist Sommer und „Draußenzeit“ in der Kita Rellingen Krupunder in der Hempbergstraße. Was nicht heißt, dass alle 97 Kinder gerade Sand oder Rasen unter den Füßen haben wollen. Es gibt auch die, die lieber drinnen spielen. Da alle beobachtet und betreut werden müssen, gibt es an Tagen wie diesen Abstimmungsbedarf. Denn es soll ja gerecht zugehen und die im Konzept festgeschriebene Partizipation bedeutet: alle dürfen mitbestimmen.
„Wenn die Entscheidung ‚drinnen oder draußen‘ dran ist, machen wir eine Abstimmung“, sagt Olaf Kleiber, erfahren in Kitaleitung und Demokatiegestaltung,“Die Mehrheit entscheidet, na klar, aber wir motivieren diejenigen, die überstimmt worden sind“ Dann heißt es: noch einmal nachfragen. „Es gibt immer eine Idee, die auch für die Überstimmten verlockend ist.“ erklärt Sarah Hurck, die Co-Leiterin der Kita, „und das ist in dem Fall vielleicht Matschsuppe rühren in der überdachten Spielküche draußen. Auch das Spielhäuschen daneben könnte locken. Tatsächlich: kein Quengeln zu hören.
„Es ist wirklich sehr entspannt hier.“, sagt Sarah Hurck, die sich erst Anfang des Jahres in der Hempbergstraße vorgestellt hatte, „Ich hatte mich in verschiedenen Kitas um die Leitung beworben, hier hat die Atmosphäre mich gleich angesprochen. Das Miteinander stimmt, das ist deutlich fühlbar.“ Und dafür tun viele vieles. „Wir haben ein Auge aufeinander“, erklärt Olaf Kleiber, „Wenn in einer Gruppe Land unter ist, bekommen wir das mit und können unterstützen.“
Der 51-Jährige ist Erzieher aus Überzeugung. Schon in der Schulzeit hat er fünf Jahre lang in der Lebenshilfe mit behinderten Menschen gearbeitet. Von den Grundsätzen des Deutschen Roten Kreuzes ist ihm die Menschlichkeit der wichtigste. Das Motto der Kita „Gemeinsam anders sein“ gibt diesem Gedanken eine zusätzliche Dimension. Wer genau hinschaut, entdeckt Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede.
„Natürlich ist man sich nicht immer einer Meinung – und trotzdem kann man alles miteinander machen, sich respektieren und Spaß haben.“, sagt Olaf Kleiber. Nicht einmal beim Fußball werde Unterschieden große Beachtung geschenkt. „Es spielt keine Rolle, ob man groß ist oder klein, Junge oder Mädchen, langsam oder schnell.“, erklärt der Erzieher, der die DRK-Kita seit 3 Jahren leitet. „Hier wird niemand ausgeschlossen.“ Diese Einstellung mag mit dazu beitragen, dass die im Hamburger Speckgürtel gelegene Kita einen guten Ruf hat. Die Warteliste ist daher lang.