Computerspielen macht träge? Von wegen!
In der DRK-Tagespflege in Rellingen wird zwei Mal die Woche softwaregestützte Bewegungstherapie angeboten… die sich eher sportlich als therapeutisch anfühlt.
„Wenn der Ball in die Rinne rollt, ist das ein Pudel“, grinst Horst Margelowsky. Mit Kegelbahnen kennt der 85-Jährige sich aus. Früher hat er in Restaurantkellern gekegelt, heute spielt er in der DRK-Tagespflege vor einem großen Bildschirm „in die Vollen“. Die Software, die solche therapeutischen Bewegungsspiele ermöglicht, heißt „Memore“. Jede „Memorebox“ enthält ein ganzes Gesundheitsprogramm. Dank einer 4500-Euro-Spende der Rellinger Bürgerstiftung und ihrer Förderstiftung konnte die dafür nötige neue Technik angeschafft werden.
Das Besondere erklärt Petra Grimpe, Leiterin der DRK-Tagespflege Rellingen, sei etwa beim „Memore-Kegeln“ im Gegensatz zu anderen interaktiven Computerspielen, dass man „keinen Controller in der Hand halten muss, sondern einfach agieren kann, auch vom Rollstuhl aus“. „Klar, eine richtige Bahn fühlt sich anders an“, ergänzt Margelowsky, „aber für uns Alte ist das super. Da entsteht ein echter Wettstreit.“ Womit ein therapeutischer Zweck bereits erreicht scheint: das Gemeinschaftsgefühl.
Die Steigerung kognitiver Leistungen und körperlicher Beweglichkeit kommen als Therapieziele noch dazu. Bereits nachgewiesene Erfolge bewogen einige Krankenkassen zur Förderung des computergestützten Bewegungsprogramm, zu dem neben dem Kegeln u.a. Tischtennis spielen, Tanzen und Motorrad fahren gehört. Im Appelkamp ist, dank des Förderprogramms der Barmer Krankenkasse, zwei Mal die Woche „Memore-Time“. Nicht nur die Senior*innen, auch die Pflegekräfte versuchen dann zu punkten.
„Spielen macht natürlich auch uns Spaß“, sagt Tagespflegeleiterin Petra Grimpe, „und das Verhältnis zu den Pflegekräften verbessert sich so ganz nebenbei.“ Die Memorebox ist dabei einfach zu starten. Es genügt, auf den blauen „Ein-Aus“-Knopf der Box zu drücken. Die Konsole wird dann allein über Gesten und Gewichtsverlagerungen gesteuert.
Im Moment wird erforscht, ob sich mit Memore auch, gewissermaßen „spielend“, bereits einsetzende Demenzprozesse aufhalten lassen. Entwickelt hat das mehrfach preisgekrönte Programm das Hamburger Start-up Retrobrain und scheint damit einen Coup gelandet zu haben. Jedenfalls bei den Senior*innen. „Wir feuern uns gegenseitig an“, nickt Horst Margelowsky – und denkt an sein punkteversessenes Kegelteam: „Dann heißt es: ‚Mal los, mal los!‘.“