Auf Störtebekers Spuren: JRK-Nachtorientierungslauf 2022 voller Erfolg
Am 16. September fand endlich wieder der beliebte Nachtorientierungslauf des Jugendrotkreuzes (JRK) im Kreis Pinneberg statt. Unter dem Motto Störtebekers Erben wagten sich rund 150 Teilnehmende aus ganz Deutschland in historischen Kostümen auf den 20 km langen Aufgabenparcours – und erlebten einige Abenteuer…
Schmerzensschreie gellen durch die finstere Nacht im Tävsmoor. Ein Mann mit blutigem Rücken windet sich und fleht um Hilfe. „Es tut so weh“, wimmert er immer wieder. Sofort eilen Nachwuchsretter in Piratenverkleidung zu ihm. „Stopp,“ schreit plötzlich einer, „er hat ein Messer!“ Tatsächlich: Der Verletze hält eine Klinge in der Hand. Erst nachdem er das Messer weggelegt hat, kümmern sich die Jugendrotkreuzler, unter fachkundiger Beobachtung, um den vermeintlich blutenden Mann.
Es ist alles nur geschauspielert, aber die Prüfung ist ganz real bestanden. Denn Eigensicherung ist wichtig, bevor man anderen hilft. Auch die beiden anderen Verletzen des inszenierten Überfalls werden fachgerecht versorgt. Das Team erzielt eine gute Punktzahl. Also auf zur nächsten Station von insgesamt zehn.
Klaus Störtebeker ist tot – hoch lebe das Freibeutertum! Die Hanse wiegt sich nach seiner Enthauptung in Sicherheit, doch hinter den Kulissen rumort es: Die Piraten machen wieder mobil. Das ist die Hintergrundstory zum Nachtorientierungslauf (NOL) mit dem Thema Störtebekers Erben. Heimlich, so das Skript, rotten die sich zusammen und gehen auf Schatzsuche, um der Hanse eine empfindliche Niederlage zu bescheren…
Schon seit Monaten haben sich die elf Teams mit durchschnittlich sieben Teilnehmenden von Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg auf dieses spektakuläre Event gefreut. Beim Nachtorientierungslauf des Kreises Pinneberg, der alle zwei Jahre stattfindet, gilt es diesmal, in etwa 14 Stunden zu Fuß einen 20 km langen Rundkurs zwischen Heist und Moorrege zu absolvieren, der mit vielen Herausforderungen gespickt ist. Dabei geht es nicht um Schnelligkeit, sondern um Teamwork, Geschicklichkeit und weitreichende Erste-Hilfe-Kenntnisse.
„Die meisten Gruppen kennen sich hier nicht aus, sie sind in der Dunkelheit unterwegs, da wollen wir nichts riskieren“, sagt Nils Plohmann, Gesamtleiter des Nachtorientierungslaufs. „Jeder soll den richtigen und sicheren Weg finden.“ Start und Ziel ist in die Gemeinschaftsschule Moorrege.
Etwa eineinhalb Jahre Planung liegen hinter dem zwölfköpfigen NOL-Team. Diesmal hat es sich auf das Thema Klaus Störtebeker geeinigt. Die Teilnehmenden stellen seine Freibeuter dar und sammeln auf dem Parcours eifrig Punkte. Die erste Gruppe startet um 19:30 Uhr, die letzte um 23:15 Uhr. Die Gruppen bewegen sich dabei von Posten zu Posten, erhalten nach bestandenen Aufgaben Hinweise, wie es weitergeht. Sonderpunkte gibt es, wenn der Umschlag mit der Notrufnummer nach 20 km Mindeststrecke noch nicht geöffnet wurde. Der Großteil der Teams kommt aus Norddeutschland, aber auch Karlsruhe und Hockenheim sind vertreten.
An der ersten Station erwartet sie ein Hindernislauf mit verbundenen Augen: Zwei Gruppenmitglieder werden „blind“ über ein Spielfeld mit Hindernissen gelotst, indem der Rest der Gruppe ihnen von außen Kommandos zuruft. Als Nächstes müssen die strengen Wächter vor dem Stadttor überredet werden, den Weg für die Freibeuter freizugeben, die ihnen eigentlich verhasst sind. Das gelingt nur durch geschickte Wettspiele. Für verschlagene Piraten kein Problem! Danach wird’s dramatisch.
Bei einer Explosion wurden drei Personen verletzt, die nun dringend Hilfe brauchen, bevor es den Hinweis für die nächste Station gibt. Am vierten Posten wartet schon Flüster-Fiete (Dennis Schaper). Er verrät, wie man den Hut von Klaus Störtebeker am besten unbemerkt aus dem Ausstellungsraum angelt, um an den nächsten Tipp zu gelangen.
„Wir dachten, der Piratenhut auf dem Totenschädel wäre eindeutig als der von Störtebeker zu erkennen“, sagt Dennis Schaper, der den Streckenposten betreut hat, schmunzelnd. „Dennoch ist es einer Gruppe gelungen, stattdessen einen Ritterhelm aus der Deko zu fischen. Darin war natürlich kein Hinweis zu finden.“
Und wieder müssen verbündete Freibeuter medizinisch versorgt werden, die von Gefolgsleuten der Hanse überfallen wurden, bevor an der sechsten Station endlich eine Pause folgt. In „Frieda’s Taverne“ können sich die Gruppen stärken und ausruhen. Gastwirtin Frieda – grandios gespielt von Caroline Willmann – unterhält ihre Gäste mit Gitarre und Gesang. Ihr Outfit und auch ihre Sprechweise entsprechen der damaligen Zeit zu Anfang des 15. Jahrhunderts.
Die Teilnehmenden genießen diese Zeitreise offensichtlich. Dazu tragen vor allem die fantasievollen, selbst gebauten Dekorationen und die vielen maritimen Requisiten bei.
Die JRK-Gruppen aus dem Kreis Pinneberg sind perfekte Gastgeber, denn sie dürfen selbst nicht teilnehmen: Mehr als 70 Leute werden als Helfer gebraucht, z. B. als Schiedsrichter, Darsteller, bei der Essensausgabe und im Logistikteam, das vorausfährt, Spiele aufbaut oder weiterhilft. Die Verpflegung wird von der DRK-Bereitschaft Wedel zubereitet. Auch die Technische Einsatzleitung (TEL) des Kreisfeuerwehrverbands unterstützt mit ihrer mobilen und modernen Kommunikationszentrale beim Funken und hilft, den Überblick zu behalten.
Für die angereisten Gruppen folgen fünf weitere Posten mit kniffligen Aufgaben. Dass es in dieser Nacht zwischendurch immer wieder regnet, tut der guten Laune und dem Siegeswillen keinen Abbruch. Nur eine Gruppe muss aufgeben, weil sich ihr Anführer am Fuß verletzt hat. Eine andere verläuft sich ein paar Mal und hat oft Mühe, den richtigen Weg zu finden. Trotzdem will sie nicht aufgeben und gelangt am folgenden Abend erschöpft, aber stolz und glücklich ins Ziel.
„Die meisten wollten erst einmal duschen“, berichtet Tim Hartmann, Leiter des Jugendrotkreuzes im DRK-Kreisverband Pinneberg. „Danach eine Kleinigkeit essen und dann nur noch schlafen.“ Dazu standen jede Mange Feldbetten bereit.
Sieger wurde das JRK Großhansdorf/Trittau, gefolgt von Itzehoe und Neumünster. Am Samstagabend fand dann die Siegerehrung mit anschließender Party statt. Hier konnten die teilnehmenden Gruppen und die Gastgeber sich nochmal über die vorherige Nacht austauschen und richtig abfeiern. Am Ende stand für alle fest: „Wir sind beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei!“
Kontakt:
Tim Hartmann
Telefon: 04101-5003-0
Mail: jrk@pi.jrk.de
Text von Ann-Christin Baßin