Utopia mit JRK-Kinderkrankenhaus
Die dritte Kinderstadt in Elmshorn heißt „Utopia“. Doch geht es nicht um Fantasien, sondern darum, wie eine Stadt funktioniert, mit Stadtparlament, Müllabfuhr und Krankenhaus… als Einrichtung des Jugendrotkreuzes.
Auf dem Kinderpostamt zu arbeiten, lohnt sich. Wer zwei Stunden Pakete annimmt und Briefmarken klebt, wird auch für zwei Stunden entlohnt. Mit den verdienten Topis können die sieben bis 13-Jährigen entweder in der Wellnessoase einchecken oder eine Kung-Fu-Stunde nehmen. In den ersten beiden Augustwochen haben insgesamt 370 Kinder die Wahl: Banker oder Politikerin werden, mit Recycling der Umwelt etwas Gutes tun oder dorthin gehen, wo es um Leben und Tod geht? In jedem der beiden „Utopia“-Durchläufe sind, ebenso wie die Polizeiwache, die zwölf Stellen im JRK-Krankenhaus schnell besetzt.
Eine Erste-Hilfe-Einheit zum Aufwärmen und dann wird es spielerisch ernst. Unter Blaulicht trifft der Rettungswagen ein. Der bei der Gelegenheit auch gleich besichtigt wird. Hartmut Pflantz, sonst Koordinator des DRK-Schulsanitätsdienstes, bringt einen Verletzten in die Notaufnahme. Es ist Teddy, der plüschige Pechvogel, der auch in DRK-Kitas immer mal wieder Hilfe braucht. Zuerst wird das frisch gebackene Rotkreuz-Krankenhausteam über Teddys Anatomie aufgeklärt, dann folgt die Diagnostik. Schnell ist klar: Hier muss operiert werden. Die kindlichen Ärzte bekommen ein Skalpell gereicht. Unter dem wachsamen Blick der JRK-Betreuer wird Teddy aufgeschnitten und wieder zusammengenäht. Dann ab mit ihm auf die Station.
Parallel zum Utopia-Übungskrankenhaus betreuen die neun Rotkreuz-Ehrenamtlichen aus Schulsanitätsdienst, Jugendrotkreuz und Bereitschaft nicht nur die Behandlung der Plüschtiere, sondern versorgen auch 173 echte Patient*innen - denen aber meist ein Pflaster reicht. Dazu kommen ein paar Wespenstiche und Bauchwehfälle nach zu vielen Süßigkeiten, in die der Lohn investiert worden war.
Wie gut die Kinderstadt auch den nötigen Interessenausgleich im Gemeinwesen abbildet, zeigt sich nicht nur im Parlament, sondern auch, als die Kinderpolizei dem DRK einen Strafzettel hinter diev Scheibe des Rettungswagens geklemmt hat. Für Falschparken. Zuerst legen die Kindersanitäter*innen vor Gericht Widerspruch ein. Erfolgreich. Die bedröppelten Kinderpolizisten griffen danach zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und malen ein Plakat. Als sie „Entschuldigung DRK!“ hochhalten… kann ihnen einfach niemand mehr böse sein. Hartmut Pflantz freut sich: „Miteinander sprechen, füreinander da sein. Die Kinder zeigen, wie es geht.“ Und nächstes Jahr heißt es wieder „Kinder an die Macht!“