„Unser Ziel ist ein zukunftsfähiges Ehrenamt“
Das Ehrenamt zeitgemäß zu erneuern, ist nicht leicht. Sean Anderson, der neue Ehrenamtskoordinator des DRK-Kreisverbands, stellt sich dieser Aufgabe. Zuversichtlich.
Während seiner Dienstzeit bei der Bundeswehr hat Sean Anderson gelernt, dass Details über Erfolg oder Misslingen einer Mission entscheiden können. Und deshalb überlässt er auch als neuer Ehrenamtskoordinator beim DRK-Kreisverband nichts dem Zufall. Notizen und Telefonnummern verteilen sich über Schreibtisch und Monitorbild im Büro am Oberen Ehmschen. Der Rellinger teilt es mit Dennis Schaper. Zusammen sind sie das Team, das das Ehrenamt beim DRK in eine neue Zeit überführen will.
Die Koordinaten der beiden Koordinatoren: Das Ehrenamt muss einfacher, flexibler und digital zugänglicher werden.
Ein logistisches Puzzle: der Organspendetag
Das aktuelle Projekt, das Sean Anderson gerade in Atem hält, ist die Vorbereitung des Tags der Organspende am 1. Juni. Gefeiert werden soll er auf dem Gelände der DRK-Kita in Appen, als Fest für die ganze Familie. Damit möglichst vielen Organspende-Ausweise ausgegeben werden können, müssen sie gedruckt werden. Ebenso wie das noch zu gestaltende Infomaterial. Außerden werden mehrere DRK-Gemeinschaften unterstütztend vor Ort sein: der Schulsanitätsdienst, das Jugendrotkreuz, die Bereitschaften.
"Der Organspendetag ist ein komplexes Unterfangen. Jede Aktivität, jedes Zelt, jeder Infostand will organisiert sein", erklärt Sean Anderson, "Meine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass alle Beteiligten zur rechten Zeit am rechten Ort sind." Sein Studium der Kulturwissenschaften in Greifswald, abgeschlossen mit einem Master, kommt ihm bei Konzeption und Kommunikation der Veranstaltung zugute: Interkulturelle Sensibilität, integratives Miteinander und Wertschätzung sind seine Leitmotive.
Die Motivation hinter dem Engagement
"Mein Wunsch ist es, zur Gesellschaft mehr beizutragen, als dass mein Arbeitgeber Unternehmensgewinne verbucht.", erklärt der 32-Jährige, der schon in der Familie gute Erfahrungen mit dem DRK gemacht hat: „Ich schätze zum Beispiel die Seniorenbetreuung. Nachdem mein Opa verstorben ist, wäre meine Oma sehr allein gewesen, ohne den Kaffeeklatsch oder den Spielenachmittag beim DRK. Dort hat sie neue Freundinnen gefunden.“ Dass sie weiter zu Hause wohnen konnte, hätten Fahrdienste und Einkaufshilfen möglich gemacht, kurz: freiwillige Helfer*innen. Ehrenamtliche, wie Sean Anderson sie jetzt als Koordinator fürs Rote Kreuz gewinnen will. Und hierbei werden Onlinemedien immer wichtiger.
Digitale Brücke zum zeitgemäßen Ehrenamt
"Unser Ziel ist ein zukunftsfähiges Ehrenamt. Um die Menschen zu erreichen, müssen wir digitaler denken", stellt Sean Anderson nüchtern fest. Er ist sich bewusst, dass die Digitalisierung Anstrengungen mit sich bringt, hat aber den Gewinn klar vor Augen: "Wir erreichen dadurch eine neue Generation von Freiwilligen und können unsere Prozesse effizienter gestalten" Deswegen wollen die beiden Koordinatoren DRK-Ortsvereinen helfen, ihre Online-Präsenz zu verbessern, ihnen zeigen, was jüngere Zielgruppen anspricht. Es gehe ihm nicht darum, stellt Sean Anderson klar, Bewährtes über Bord zu werfen, sondern darum, es strategisch sinnvoll um neue Möglichkeiten zu ergänzen.
Als pragmatischer Idealist steht Sean Anderson für eine neue Generation im Ehrenamt, die aktuell viel Gegensätzliches unter einen Hut bringen muss: persönliche Entwicklung und nachhaltiges Handeln. Schwindendes Vereinsleben und die Sehnsucht nach Gemeinschaft. Die Notwendigkeit, digital auf dem Laufenden zu bleiben und eine Work-Life-Balance, bei der nichts zu kurz kommt. Das Gefühl der Überforderung durch eine Vielzahl von Krisen und der Wunsch, im Hier und Jetzt etwas zu bewegen. Keine kleine Aufgabe. Das Ehrenamt, da ist der neue Koordinator sich sicher, wird ein Teil der Lösung sein.