Neuer Schwung in der DRK-Kita Groß Nordende
Heute sind die Pflanzen für die Hochbeete gekommen. Die Kinder der DRK-Kita Groß Nordende freuen sich auf Obst und Gemüse aus dem kita-eigenen Garten. Es tut sich aber noch viel mehr.
Das „Groß“ in Groß-Nordende ist relativ. 709 Einwohner zählt die Gemeinde in Südholstein - und 19 ihrer jüngsten rasen an diesem Montag auf dem Gelände der DRK-Kita „Kinderstube“ herum. Auf Rollern, Laufrädern und Bobbycars. Dazwischen: Therapiehund Teddy und Kita- Leitung Bärbel Baltzer. Die Wedelerin hat die Kita erst im September 2022 übernommen und sie hat sich vorgenommen, wieder Schwung in die Kita zu bringen.
„Mir liegt viel daran, den Spracherwerb zu fördern“, sagt Bärbel Baltzer, „und das lässt sich wunderbar mit Bewegungsangeboten, wie z.B. Schwimmen, kombinieren.“ Die 47-Jährige bringt nicht nur Ideen, sondern auch viele Qualifikationen mit, sie ist studierte Erzieherin, ausgebildete Tänzerin und Choreografin, Heidelberger Interaktionstrainer und Inhaberin der Dance Academy in Wedel. Was auch heißt, dass sie unter verschiedenen didaktischen Konzepten auswählen kann. Ihr Ziel ist es, dass die Kinder mit Freude lernen.
Im Garten warten zehn gespendete Hochbeete darauf, bepflanzt zu werden. Die Spende verdankt die Kita einem Kita-Vater. Kim Behrens, gelernte Erzieherin und Kollegin von Frau Baltzer, betreut das Gartenprojekt. Sie kommt aus einer Familie, die Biosaatgut vertreibt. Das ist eben das Schöne an einem Dorf, wenn man gut miteinander kann, ist Hilfe nah. Mit Schaufeln, Spaten und Eimern düsen die Kleinen um die Ecke. Kim Behrens hebt einen kräftigen Rhabarber aus der Trage. „Rababa“ wiederholen die zwischen 3- und 5-Jährigen und fangen an ein Loch zu buddeln.
„Nicht so tief!“ bremst die Erzieherin grinsend den gärtnerischen Eifer, „nur so, dass die Wurzeln in der Erde sind.“ Hedi schiebt mit der roten Schaufel Erde zurück und trumpft auf: „Ich hab schon mal Kartoffeln gepflanzt.“ Torin hat das Nebenbeet entdeckt und verfolgt eigene Pläne: „Hier ist das Zuhause von den Wühlmäusen. Die brauchen ein Loch, um drin wohnen zu können.“ Und schon ist das Mäuseheim ausgehöhlt. Nebenan stellt Bärbel Baltzer ein zartes Pflänzchen mit weißer Blütenkugel vor: „Bärlauch!“ „Kenn ich nicht“, kommt von rechts. Es könnte für Levi das neue Wort des Tages sein, auch wenn seine Lieblingspflanze eine Andere ist: „Ich mag Erdbeeren!“
Fantasie, Neugier und Tatkraft der Kinder sind quasi mit den Händen zu greifen. Bärbel Baltzer tut alles, um sie zu fördern. Auch Ehrenamtliche sind eingeladen, sich ein kleines Programm für die Kinder auszudenken. So ist Sabine Barth der Einladung gefolgt. Die Grundschullehrerin bietet in ihrem Sabbatjahr montags eine Bücherstunde an, in der es mal ein Bücherkino (Kamishibai) gibt und mal zusammen Bilderbücher betrachtet und besprochen werden. Eine ehemalige Hauswirtschafterin backt mit den Kindern, ein Akkordeonspieler kommt zum Musizieren. „Die Kinder lieben das.“, sagt Bärbel Baltzer, „Sie fühlen sich gewertschätzt, wenn noch jemand etwas extra mit ihnen macht“.
Die frisch gebackenen DRK-Kitaleiterin (sie leitete vorher eine Gemeinde-Kita) findet es gut, dass das Deutsche Rote Kreuz eine Kultur der Partizipation hat, in der man sich auf Augenhöhe begegnet. Das ist ganz in ihrem Sinne. Das spiegelt sich auch in der Praxis wieder: In der Kinderstube können die Eltern Anregungen geben, die Kinder entscheiden mit, etwa ob Brot oder Kuchen gebacken wird. Jede und jeder darf sich mit seinen Fähigkeiten und Anliegen einbringen. Für die Kita-Kinder heißt das, dass sie Selbstbewusstsein entwickeln dürfen und auch mal eigene Ideen verfolgen können. Wie die Geschichte einer Mäusefamilie, die ein Zuhause sucht.