Beim Rettungsschwimmertraining der DRK-Wasserwacht
Alle zwei Jahre muss, auch wer bereits ein Rettungsschwimmer-Abzeichen hat, seine Kenntnisse auffrischen. Die Prüfung findet im Pinneberger Schwimmbad statt. Das Training auch.
Die silberne Nadel, die Stempel in einem orangefarbenen Heft aus Pappe sind der Nachweis: Randi Gollub weiß, wie sie Menschen retten kann, die zu ertrinken drohen. Die kräftig wirkende Frau mit dem blonden Pferdeschwanz ist Sportlehrerin an einer Grundschule. Im Winterhalbjahr wird sie selbst wieder Schwimmunterricht geben. Dafür will sie, so sagt sie, „fit sein“, denn es sei „erschreckend, wie viele Kindern nicht schwimmen können“.
Sechs Bahnen sind im großen Schwimmbecken abgetrennt, Grüppchen in Badehose und Schwimmanzug stehen an den hell gefliesten Wänden oder warten im Wasser. Draußen vor den Fenstern scheint die Sonne, doch die Liegenwiesen sind leer. Denn montags ist kein normaler Badebetrieb.
Es ist 19 Uhr, gleich geht’s los. Die drei Trainer*innen der Wasserwacht teilen am Beckenrand die Anwesenden ein: Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Oder in Schwimmabzeichen ausgedrückt: Bronze, Silber, Gold. Wer DSA-Bronze geschafft hat, darf mit dem Rettungsschwimmer-Training anfangen. Einen dokumentierten Erste-Hilfe-Lehrgang braucht man ab dem Deutschen Rettungsschwimmerabzeichen in Silber.
Neu dabei sind heute Anton Schnigel und Larissa Pillatzke. Der 16-Jährige will Segellehrer werden. Er hat schon einmal Menschen aus einer Notsituation geholt. Andere Segler, die mit ihrem Boot abgetrieben waren. „Die waren total unterkühlt und geschwächt“, sagt der Halstenbeker. Die 24-jährige Elmshornerin studiert in Hamburg auf Lehramt. Noch hat sie niemandem im Wasser unter die Arme greifen müssen. Heute wird sie, um es zu üben, genau das zum ersten Mal tun. „Transportieren“ heißt die Trainingseinheit.
„Was sind die Gründe fürs Transportieren?“ fragt Kirsten Holtmann in die Runde. Die 45-Jährige ist Landesausbildungsleiterin und hat heute die Jugendlichen um sich geschart. Die kennen ihre Einsatzgründe schon ziemlich genau: „Krampf im Arm“, „Wenn einer nicht mehr kann“ und „Verletzung“ sind die Zurufe. Die Rollen werden verteilt: Rettlinge – so der Fachausdruck - und Retter*innen tun sich paarweise zusammen und steigen ins blau glitzernde Wasser. Ihnen steht frei, ob sie zuerst „ziehen“ üben oder „schieben“.
„Schieben“ heißt, dass der zu Rettende sich, auf dem Rücken liegend, an den Schultern des ihn Rettenden abstützt. Der kann beim Vorwärtsschwimmen Blickkontakt halten, was angenehm ist, darf sich aber nicht mit den Beinen in denen seines Rettlings verhakeln. Und, auch das gibt Kirsten Holtmann zu bedenken, „Schieben funktioniert nur, wenn der Rettling einigermaßen ruhig und bei Bewusstsein ist.“ Geriete er in Panik, würde er untertauchen. Nächste Runde: „ziehen“ – den Rettling im Wasser Huckepack nehmen.
Stefan Rehers Gruppe steht am kleinen Becken. Der 55-Jährige ist gelernter Schlosser, jetzt Kaufmann, und seit 2002 Leiter der Pinneberger Wasserwacht. Der sehnige Mann schaut die fünf Jungs aufmunternd an und nickt rüber Richtung Sprungbrett und Drei-Meter-Sprungturm: „Drei Sprünge müsst Ihr können: Kopfsprung, Fußsprung und Paketsprung“. Zum Paket gerollt tauche man nicht so tief ein. Allerdings kann das Aufkommen auf der Wasseroberfläche weh tun. Und - Platsch - genau das passiert dem Jüngsten in der Gruppe. Er überspielt es mit einem Grinsen. Wie wahrscheinlich Generationen vor ihm.
„Am 7. Februar 1883 ist die Wasserwacht in Regensburg gegründet worden“, weiß Stefan Reher. Im DRK-Kreisverband Pinneberg hat es bis 1975 gedauert, bis im Ortsverein Pinneberg die erste Wasserwacht ihre Arbeit aufnahm. Rund 60 Mitglieder hat sie aktuell. Wer Rettungsschwimmer werden will, wird gleichzeitig Mitglied. Anteilig machen besonders viele Polizist*innen, Lehrer*innen und Feuerwehrleute mit, Berufsgruppen, die oft in der Situation sind, Menschen helfen zu müssen. Rettungsschwimmer kann aber jeder werden. „Je mehr, desto besser“, findet der Leiter der Wasserwacht und: „Es dürfen also ruhig noch ein paar dazu kommen.“
Interessierte können Kontakt aufnehmen über:
Mail: wasserwacht.pinneberggmx.de
Telefon: 04101-73250