„Bei uns ist alles in Bewegung“
Lange Spurtstrecken, Röhren zum Durchkrabbeln und Balken zum Balancieren – in der DRK-Kita Holm geht es drunter und drüber. Und alle finden das toll.
Von außen wirkt der gelbe Klinkerbau eher brav, tritt man näher, kommt die abwechslungsreiche Spiellandschaft im Garten in den Blick. Und die Kinder nutzen jeden Winkel. Drinnen ist das nicht anders. „Bei uns ist alles in Bewegung“, freut sich Janien Navarro Castellanos. Die Leiterin der Bewegungskita hat viel dafür getan, dass die Kinder nicht nur sportlicher und gesünder werden, sondern auch Erfahrungen machen, von denen sie lebenslang profitieren.
„Alle Räume haben eine Hochebene“, erklärt die Erzieherin, „das ermöglicht Perspektivwechsel. Und die sind wichtig, wenn man verstehen will, dass es nicht nur eine Art gibt, die Dinge zu betrachten.“ Auch die Klappstühle und Klapptische lassen sich nach dem Mittagessen wegklappen, sodass mehr Spielfläche entsteht. Und die Flure dürfen mitgenutzt werden.
„Die Kinder pesen in Bobbycars oder auf Rollern den Flur runter und können hier Freunde treffen.“, grinst Janien Navarro Castellanos. Die Bewegungskita ist 2008 als solche zertifiziert worden und war damit die erste im Kreis.
Selbstverantwortung und Eigenständigkeit werden nach diesem Konzept ganz besonders gefördert. Wenn Krippenkinder sich aus der gemeinsamen Gruppe raus in andere Räume oder auf Geräte trauen, die sie noch nicht so gut kennen, sei das ein Entwicklungsschritt, sagt die Kitaleiterin: „Das klingt klein, ist aber bedeutend.“
Wenn der Bewegungsraum lockt, mit seinen Hüpfkugeln, dem Bällebad und dem Kletternetz, müssen die Kinder sich zuerst aus der Gruppe abmelden und dann im anderen Raum „einchecken“. Die Karte mit dem eigenen Foto stecken sie selbst von hier nach dort um. Für die Erzieherinnen bedeutet dieses Konzept mehr Verantwortung, aber auch mehr Abwechslung. Das macht die DRK-Kita als Arbeitgeber attraktiv. Fantasie ist ebenfalls gefragt.
„Früher war der Kasten ein Sportgerät, für das es einen einzig-richtigen Bewegungsablauf gab: abstützen, drüberspringen, Hocke, Stand.“, erinnert sich die Kitaleiterin, „Bei uns ist der Kasten heute vielleicht ein Affenfelsen und ich bin das Krokodil. Morgen kann er eine Ritterburg darstellen oder ein Piratenschiff. Und wir entdecken gemeinsam, was man damit machen kann.“ Dem psychomotorischen Ansatz der Kita zu folgen, bedeutet immer wieder auch vollen Körpereinsatz.
„Man muss alles einmal selbst ausprobiert haben.“, meint Janien Navarro Castellanos, selbst eher rundlich: „Wenn ich die Schwedenleiter rauf- und runterklettere, sieht das vielleicht nicht so elegant aus, aber ich kriege ein Gefühl dafür, welche Unterstützung die Kinder brauchen.“ Hier ist es die Höhe, die aufregend sein kann, im Matsch ist es die Gelegenheit, sich mal dreckig zu machen oder einen glitschigen Untergrund zu erleben.
Das Wochenprogramm bietet zusätzliche Anregungen. Es geht abwechselnd in den Wald, zum Turnen oder Schwimmen und zum Reiten auf den Deelenhof. Auch ein Ausflug zum Löschteich ist spannend, wenn dort wieder Kaulquappen zu beobachten sind. Das heißt: Neugierig auf die Welt sein, sich bewegen und sich bewegen lassen.