Zukunft als Leitlinie in der DRK-Kita Kölln-Reisiek
Neues ausprobieren, das ist in einem Zukunftskindergarten selbstverständlich. Dabei muss es nicht um Technik gehen, kann es aber.
Dass der architektonisch interessant geknickte Backsteinbau mit den knallroten Akzenten ein Passivhaus ist, sieht man nicht auf den ersten Blick. In der Eingangshalle ahnt man es. Rechts an der Wand hängt eine Anzeige, die schon Kitakinder ablesen können: Wenn die 240 Solarpaneele auf dem Dach viel Strom liefern, dann leuchten mehr Lämpchen, als an einem trüben Tag. Sonnenenergie für alle Geräte und Erdwärme zum Heizen sind für alle hier eine Selbstverständlichkeit. Ressourcen schonendes Verhalten wird ganz nebenbei eingeübt.
„Wir leben Nachhaltigkeit.“, sagt Franziska Koepsel, die alle hier Franzi nennen. Als Beispiel nennt die Leiterin der Kita die Umstellung von Papierhandtüchern auf Stoffrollen, die im Morgenkreis besprochen wurde: „Die Kinder wissen jetzt, dass dadurch weniger Bäume gebraucht werden. Und dass der Stoff, der lange hält, am Ende zerschnitten und in Kfz-Werkstätten als Öltuch genutzt wird.“ Zudem werden gut vier 120-Liter-Säcke Müll eingespart. Das ist nur ein Kreislauf, der durchgespielt wird. Das Mittagessen ist ein anderer.
In der offenen Küche stapeln sich Gemüsekisten auf dem Tisch. Kartoffeln werden geschält. Es gibt keinen Lieferservice, die Gerichte werden frisch gekocht. Die Produkte sind regional und saisonal. Die Kinder, die sich jederzeit ein Glas Wasser aus dem Speisesaal holen können, können zugucken, wie die Köchin das Essen zubereitet. Auch dass die Kinder von Dienstag bis Donnerstag, an den „offenen Tagen“, frei auswählen können, wo sie sich aufhalten und welches Angeboten sie nutzen, gehört zum Konzept. Alle dürfen neugierig sein - auch die Mitarbeitenden
„Wir geben allem Neuen eine Chance, nichts muss so bleiben, wie gehabt.“, sagt Ülfet Ardic. Genauso wichtig ist der 33-jährigen Erzieherin, dass die Kinder sich geborgen fühlen und ihre Bedürfnisse benennen können: „Wenn ein Kind sagen kann ‚Ich bin müde‘ oder ‚mir geht es nicht so gut‘, dann haben wir alles richtig gemacht. Und dann bekommt es auch, was es braucht.“
„Ein liebevoller Umgang mit den Kindern ist uns wichtig.“, unterstreicht Franziska Koepsel, „Wir folgen da Fröbel, zu seiner Zeit auch ein Visionär. Er erkannte, das Kinder Zuwendung und Pflege brauchen, wie ein Garten. Daher ‚Zukunftskindergarten‘.“ Auch die pädagogischen Fachkräfte dürfen in den Räumen für Kunst, Musik und Bewegung das anbieten, was sie können und gerne machen: „Es muss nicht jeder basteln.“
Etwa die Hälfte der 50 Kitakinder hat sich an diesem warmen Tag für Draußensein entschieden, rutscht, buddelt oder entert das Segelschiff im weiten Außengelände. Noch ist etwas Zeit vorm Mittagessen. Ein Mädchen scheint schon Hunger zu haben. Es steht vor dem weißen Kasten im Foyer und drückt nacheinander die Tasten, auf die Würfelaugen von eins bis fünf gedruckt sind. Der digitale Speiseplan. Franziskas Stimme sagt: „Heute gibt es Kartoffeln mit Kräuterschmand.“ Auch ein technischer Testballon - der gerne angenommen wird.