Engagiert und couragiert: Claudia Meyer und die Sprach-Kita in Rellingen
Claudia Meyer leitete 29 Jahre die Kita in Rellingen-Krupunder und ist seit 44 Jahren Mitarbeiterin des DRK Kreisverbandes Pinneberg. In ihrem Rückblick erzählt sie vom Netzwerken und davon, wie sich Kindern beim Sprachenlernen unterstützen lassen.
„Ich liebe Sprache“, sagt Claudia Meyer, langjährige Leiterin der DRK-Kindertagesstätte in Rellingen-Krupunder. Die Kinder scheinen von dieser Leidenschaft profitiert zu haben, denn in der Kita gelingt es ihnen, sich untereinander auf Deutsch zu verständigen, unabhängig davon, welche Muttersprache sie haben. Dafür tun alle Mitarbeitenden der Kita und ihre Leitung eine Menge.
„Schon beim Wickeln der Kleinsten begleiten wir sprachlich, was wir tun“, sagt Claudia Meyer. „Und wenn das Kind etwas erzählt, fragen wir nach und wiederholen, was wir gehört haben.“ Sprechanlässe schaffen ist ein guter Weg zum reichen Vokabular.
Das Engagement der heute 63-Jährigen brachte der Einrichtung das Siegel „Sprach-Kita“ des Bundesfamilienministeriums ein, das „alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familie“ belohnt. Schon das ist ein gutes Lebenswerk. Doch Claudia Meyer, die am 1. Juli in Rente geht, arbeitete während ihrer 29 Jahre Kita-Arbeit auch zu Themen, für die es viel Engagement braucht – und ein Händchen fürs Netzwerken.
In Zusammenarbeit mit dem Kriminalpräventiven Rat der Gemeinde Rellingen entstanden Fortbildungen für Kita-Erzieher*innen zu Themen wie „Gewalt in Familien“ oder „Selbstbehauptung“. Der Einrichtung kam dabei immer wieder die Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Gemeinde Rellingen zugute.
Die Kita nahm auch an der, von der Bäckerinnung unterstützten, schleswig-holstein-weiten Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ teil. Auf der Brötchentüte stand eine Telefonnummer, unter der von häuslicher Gewalt Bedrohte Hilfe bekommen. Der Aktionstag sorgte dafür, dass Eltern und Kita zu diesem schwierigen Thema ins Gespräch kamen.
„Wir im Kita-Bereich haben den Bildungsauftrag, uns über Geschlechterrollen und Rollenverteilung Gedanken zu machen, um den uns anvertrauten Kindern andere Perspektiven und Möglichkeiten anzubieten. Daran arbeiten wir.“ erklärte Claudia Meyer im Interview zum Band „25 Jahre Gleichstellungsarbeit in Rellingen“, in dem auch sie geehrt wurde.
Als 2015 die erste große Flüchtlingswelle einsetzte, half Claudia Meyer geflüchteten Eltern mit vielen Behördentelefonaten dabei, in Rellingen gut anzukommen. In den Kita-Gruppen lernten die Kinder, sich auf Deutsch zu verständigen. Dass ihre Kita-Leiterin sich besonders dem DRK-Grundsatz der Neutralität verpflichtet fühlt - offen zu sein für alle Kulturen, Konfessionen und Nationalitäten – wird den Kindern geholfen haben, sich zu integrieren.
Wer sich täglich für Menschen einsetzt, braucht auch Erholung. Deswegen initiierte Claudia Meyer zusammen mit Nicole Giese auch interne Fortbildungen zu Kommunikation und Entspannung. DRK-Mitarbeiter*innen hatten Gelegenheit, für sich dem Grad der eigenen Belastung nachzuspüren und herauszufinden, was sie für sich tun können, wenn es hoch hergeht. Sei es, ein Papier zu zerknüllen, um die Anspannung zu lösen, oder ein Stück Schokolade langsam im Mund schmelzen zu lassen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Wenn die engagierte und couragierte Rotkreuzlerin zurückblickt, sieht sie ein Netzwerk der Unterstützung, das sie mit aufgebaut hat, und auf das alle darin stolz sein können. Und natürlich denkt sie an die vielen Kinder, rund hundert sind es in jedem Jahrgang seit 1978. Ab und zu sieht sie eines davon wieder, und freut sich, wenn die heute Erwachsenen sich noch gerne an die gemeinsamen Jahre erinnern.
Der DRK-Kreisverband dankt Claudia Meyer für ihr Engagement.