DRK-Kitas: So funktioniert das Schutzkonzept
Eltern wird es meist genügen, dass viele Maßnahmen zum Schutz der Kinder bestehen und nachzulesen sind. Aber es ist auch interessant zu wissen, was dahintersteht und wie das Schutzkonzept im Alltag angewendet wird.
Um Kinder bestmöglich vor Übergriffen und jeglicher Gewalt zu schützen, wurde 2012 das Bundeskinderschutzgesetz verabschiedet. Die DRK-Kitas im Landkreis Pinneberg gehörten zu den ersten, die daraufhin ein eigenes Schutzkonzept formuliert haben. In Zusammenarbeit mit Wendepunkt e.V., einer gewaltpräventiven Einrichtung, die sich für Respekt und Gewaltfreiheit in Erziehung, Partnerschaft und Sexualität einsetzt und eine interdisziplinäre Trauma-Ambulanz unterhält. Alle Mitarbeiter*innen der DRK-Kitas kennen das 39-seitige Schutzkonzept, das immer wieder aktualisiert wird. Seine Anwendung im Kita-Alltag ist verbindlich und wird überprüft.
Kinder haben Rechte
Für Kinder bedeutet das nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch, dass sie ein eigenes Verständnis ihrer Rechte haben und das Selbstbewusstsein erwerben, sie auch zu vertreten. Im Text des Schutzkonzeptes über thematische Projektarbeit etwa zu „Mein Körper gehört mir“ stehen klare Anweisungen für die pädagogischen Fachkräfte: „Mit den Mädchen und Jungen einen klaren Rahmen der eigenen Intimsphäre, des eigenen Rechts auf seinen eigenen Körper besprechen, wie z.B.: „Dein Körper ist einmalig und nur du allein darfst bestimmen, wer ihn anfassen oder nicht anfassen darf!“ und „Nein“-Sagen ist immer erlaubt!“. Das klingt heute nach einer Selbstverständlichkeit, muss aber gelernt werden. Und auch die Erzieher*innen werden weitergebildet.
Die Checkliste zur Anwendung
„Wir sorgen für regelmäßige Fortbildungen der Mitarbeiter*innen.“, erklärt Thekla Kowalleck, die pädagogische Fachberatung im DRK Kreisverband Pinneberg, „Was nur ein Punkt auf unserer Checkliste zum Schutzkonzept ist.“ Andere sind etwa: Alle - auch Handwerker - haben den Verhaltenskodex unterschrieben, kollegiale Supervision findet statt, das Beschwerdemanagement ist bekannt und wird genutzt.“ Außerdem erheben Risikoanalysen, ob es beispielsweise nicht einsehbare Ecken gibt, etwa dadurch, dass eine Hecke auf dem Außengelände höher gewachsen ist oder ob - andersherum - Unbefugte unbemerkt auf das Gelände und die Kinder blicken können.
Aktualisierungen des Schutzkonzepts
Fokussierte das Schutzkonzept zu Beginn auf den Umgang mit Notfällen, steht bereits in der zweiten Version die Prävention von Gewalt und sexualisierter Gewalt im Zentrum. 2019 kam die Rehabilitation von zu Unrecht in Verdacht geratenen Erzieher*innen dazu, die nun darauf zählen, können, dass Gerüchte unterbunden werden und Kolleg*innen an ihrer Seite stehen. In der nächsten Überarbeitung ab Dezember 2023 werden die Kinderrechte weiter gestärkt, ein „Wir machen das jetzt so, weil ich das sage!“ von Erwachsenen soll es dann nicht mehr geben. Partizipation statt Adultismus - das ist das Ziel. Kinder sollen gehört werden, Erwachsene müssen ihre Entscheidungen begründen.
Wenn Kinder Fragen stellen
Über diese Entwicklungen werden Eltern in Informationsveranstaltungen auf dem Laufenden gehalten. „Leider werden die nicht so gut besucht, wie sie genutzt werden sollten“, stellt Thekla Kowalleck fest. Nur circa zehn Prozent der Eltern nähmen das Angebot wahr. Das Thema sei vielen unheimlich und über Geschlecht und Sexualität würde in den Familien erst viel später geredet. Obwohl die Kinder viel früher Fragen hätten. „Wir sind da Profis“, sagt die pädagogische Fachberaterin, „wir beantworten ganz unaufgeregt alle hundert Fragen der Kinder, die sie am Tag haben. Da mögen 99 Fragen zu Wetter, Spielzeug und Mittagessen sein, bei einer wird es um den Körper gehen. Und es wäre ungünstig für die Entwicklung der Kinder, wenn wir sagen würden: ‚Darüber redet man nicht.‘“ Auch das ist: Kinder ernst nehmen und sie stärken. Damit sie über sich, ihren Körper und ihre Rechte Bescheid wissen.
Mehr Infos über: Thekla Kowalleck, Pädagogische Fachberatung im DRK-Kreisverband Pinneberg, Mail: kita-fbdrk-kreis-pinneberg.de