Bunte Buchstaben und Zuckerwatte: 50 Jahre DRK-Kita Tornesch
Wenn eine Sprach-Kita Jubiläum feiert, ist das die Gelegenheit für Kita-Kinder, Buchstaben ganz genau anzuschauen – und allerlei Süßes zu genießen.
„Kinder schminken“ sagt die Girlande aus bunten Buchstaben und dies ist eine der beliebtesten Attraktionen des Jubiläumsfests am 1. Juli. Alicia lässt sich geduldig bepinseln, sie will heute „ein grüner Drache“ sein. Zusammen mit Amalia hat sie die Buchstaben, die hinter ihr hängen, ausgeschnitten. Das „R“ war besonders schwierig. „Rrrr“ rollte Erzieherin Diana Rullmann im Rachen, „Wie in ‚Oma Rrrita‘“ erkannte Amalia. So läuft das in einer Sprach-Kita.
An dieser kleinen Szene zeigt sich, wie ein pädagogisches Profil im Kita-Alltag umgesetzt wird. Zu dem auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung gehört. Deshalb hängt die Plakette „Kita 21“ am Eingang. Erika Kröger, die die Einrichtung seit zehn Jahren leitet, kann stolz auf das Erreichte sein. Als Erzieherin fühlt sich die 50-Jährige besonders den Kindern verbunden, die „als schwierig oder herausfordernd gelten. Die nicht hinhören oder die Regeln sprengen.“ Sie zu unterstützen, ist ihr ein Anliegen.
Weil es in Strömen gießt, kann die Jubiläumsfeier nicht draußen im Garten stattfinden. Was der Stimmung drinnen aber keinen Abbruch tut. Während des Nachmittags schauen sich über 250 Kinder, Eltern und Großeltern im 2017 sanierten Haus um. Überall wird etwas geboten. Besonders beliebt sind am Festtag die DRK-Tattoos, darunter ein Pinguin mit Pflaster auf dem Bauch. Der Pinguin ist bestimmt ein guter Kumpel von Teddy, der einmal im Jahr beim Erste-Hilfe-Training des DRK seinen großen Auftritt hat. Erika Kröger hatte 2009 als eine der Ersten „Teddy braucht Hilfe“ in ihrer Kita eingeführt.
50 Jahre DRK-Kita Tornesch waren auch der Lokalzeitung eine Seite wert. Das Wedel-Schulauer-Tageblatt blickte mit der 93-jährigen Waltraut Freytag auf das Gründungsjahr 1973 zurück. Die damalige DRK-Ortvereins-Vorsitzende hatte den Auftrag bekommen, eine Kita einzurichten. Sie erklärte den historischen Hintergrund so: „Es lag damals so ein bisschen in der Luft. Immer mehr Frauen gingen arbeiten.“ Ohne dafür die Erlaubnis des Ehemannes einzuholen, war das Frauen erst ab 1977 möglich. Auch das Berufsbild der Erzieherin hat sich seither sehr verändert.
„Grundsätzlich sind die Anforderungen an Arbeitsinhalte und Qualität deutlich gestiegen“, erklärt Erika Kröger. Denn inzwischen gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, wovon bei Gründung noch keine Rede sein konnte. Im Mittelpunkt der Arbeit steht heute neben der Sprach- auch die Gesundheitsförderung, es gibt Veranstaltungen zu Gewalt- und Suchtprävention und seit neuestem wird auch digitales Spielzeug angeboten – dort, wo es pädagogisch sinnvoll ist.
Wichtig ist der Kita-Leiterin die gute Zusammenarbeit sowohl mit den Eltern, als auch mit Schulen und der Stadt Tornesch. Fortbildungen gehören ebenfalls zum Qualitätsstandard. „Die Mitarbeiterinnen können sich ihre jährlich zwei bis drei Fortbildungen aussuchen. Das kann Supervisionstraining sein oder ein Kurzpraktikum beim Förster, um etwas über Waldökologie zu lernen.“
Auf dem Fest verbreitet jetzt die Zuckerwatte-Trommel süße Düfte. Otto der Gaukler füllt eine Klangschale mit Wasser, um ihr zarte Klänge zu entlocken. Eltern und Kinder verschwinden hinter dem Vorhang der Fotobox, die die Aufnahmen als nostalgische 4er-Streifen auswirft. Darauf steht, zur Erinnerung: „Wir feiern 50 Jahre DRK-Kita Tornesch“ Am Kaffee-und-Kuchen-Stand serviert der DRK-Ortsverein Knusperkirschstreusel, Butterkuchen und Mohnschnecken.
Kein Jubiläum ohne Jubiläumsrede. Es gratulieren: Bürgermeisterin Sabine Kählert und Daniel Kölbl, der Bürgervorsteher der Stadt Tornesch. Reinhold Kinle und Ulf Kienast, der frühere und der jetzige Vorstand des DRK-Kreisverbands Pinneberg, Manfred Irgens, der Vorsitzende DRK-Ortsvereins Tornesch – um nur einige zu nennen. Die Eltern applaudieren, die Kinder stehen derweil an der Popcornmaschine Schlange. Ein schönes Fest. Mindestens ebenso schön: zu Beginn des neuen Kitajahrs im August kommen drei junge Erzieher*innen dazu – und bringen bestimmt neue Ideen mit.